Seit mehr als hundert Jahren, als die ersten systematischen
Ausgrabungen begannen, ist Ägypten durch die Entdeckung seiner
bedeutenden kulturhistorischen Vergangenheit der Mittelpunkt der
altorientalischer Länder.
Vor allem die Pyramiden und Tempel als
Hinterlassenschaft der Pharaonen (Könige) zieht die Menschen bis
heute in ihren Bann, sodass dass anfänglich der Forschung
vorbehaltene Interesse weite Kreise aller Bevölkerungsschichten
nach Ägypten zieht, wie der jährlich sich zu den Kulturstätten
Ägyptens bewegende große Besucherstrom beweist.
Der Begriff „Staat“ war den alten Ägyptern unbekannt. Vielmehr
diente als Grundlage für die unumschränkte Herrschaft der
Pharaonen ihre den Göttern gleichgestellte Position, die sich
auf Priester- und Beamtenschaft stützte. Aus dem altägyptischen
per-a´a abgeleitet, was so viel wie „großes Haus“ bedeutet, war
der Titel Pharao als Bezeichnung für die ägyptischen Könige vor
dem ersten christlichen Jahrtausend jedoch nur selten
gebräuchlich.
Notwendige Gemeinschaftsbauten wie Kanal- und
Dammbauten ließen die Pharaonen ebenso wie Pyramiden und Tempel
von der dazu verpflichteten Bevölkerung während der Trocken- und
Überschwemmungszeiten des Nils errichten. Zunächst nur durch die
Beteiligung der Ägyptischen Bevölkerung, kamen seit der Zeit des
Mittleren Reiches (2040-1785 v.u.Z.) beim Pyramiden- und
Tempelbau auch Kriegsgefangene und Ägypter als Sklaven zum
Einsatz.
Die weltweit erste Pyramide ließ König Djoser um 2650
v.u.Z. durch seinen Baumeister Imothep im Gebiet von Sakkâra
erbauen. Eine vorherrschende Theorie besagt, dass Djoser seine
spätere Grabstätte - eine Stufenpyramide, nicht etwa aus
religiösen, sondern aus politischen Gründen erbauen ließ. In dem
für die damalige Zeit recht großen Reich soll es -bedingt durch
eine Zeit der Arbeitslosigkeit, viel Streit und Kleinkrieg
gegeben haben, sodass Djoser den Bau der Pyramide nutzte, um die
aus allen Regionen Ägyptens rekrutierten Arbeiter zu
beschäftigen.
Gleichzeitig sollte durch die Zusammenarbeit und
das damit verbundene kennen lernen der Menschen verschiedenen
weitentfernter Regionen untereinander, das Land befriedet
werden.
Die Errichtung der Stufenpyramide war die Einleitung für
viele weitere monumentale Hinterlassenschaften nachfolgender
Pharaonen, wie z.B. die später durch die Könige Cheops, Chephren
und Mykerînos erbauten monumentalen Grabanlagen bei Giseh, der
Tempel der Hatschepsut von Deir el-Bahari oder der Isistempel
von Philae.
Das kulturreiche Erbe der ägyptischen Pharaonen zeugt nicht nur
von den hervorragenden Baumeistern dieser Zeit, sondern bezeugt
gleichzeitig durch die in den Bauwerken verewigten Reliefs,
vorgefundenen Steinfiguren und Tongefäßen, Schmuckstücken,
Schriftrollen und vieles mehr, die verschiedenen historischen
Entwicklungen der ägyptischen Gesellschaft sowie ihrer Normen
und ihrer Religion.